Meine Frau ist eine begeisterte Teetrinkerin. Besonders
in den kalten Wintermonaten. Auch am Schabbat wollte sie ihrer Leidenschaft
nachgehen. Deshalb haben wir uns diesen Wasserkocher besorgt.Bratscher Regina 40
Er ist über Schabbat die ganze Zeit an, da man am Schabbat kein Wasser kochen darf.
Bratscher Regina 40 |
Er ist über Schabbat die ganze Zeit an, da man am Schabbat kein Wasser kochen darf.
Problem:
Es ist verboten am Schabbatvorabend ungekochtes Essen
auf dem Herd zu lassen, sodass das Essen erst am Schabbat fertigwird. Dieses
Verbot ist ein Zaun um die Torah, damit man nicht dazu kommt ein Verbot der
Torah zu übertreten. Der Grund ist praktisch. Jemand empfängt Gäste am Schabbat
und bemerkt, dass das Essen immer noch nicht fertig ist, er könnte dazu kommen
die Flamme aufzudrehen. Dabei würde er 2 Torah Verbote übertreten, Feuer machen
und Kochen. Auch wenn man die Flamme vor Schabbat voll aufdrehen würde ist es
trotzdem verboten. Denn Sobald man am Schabbat das unfertige Essen auf dem Herd
umrührt oder den Topf mit dem Deckel bedeckt, zählt es so, als ob man das Essen
gekocht hätte, weil man den Prozess des Kochens beschleunigt.
Es gibt jedoch Ausnahmen bei denen es keine
Befürchtung gibt, dass man die Gesetzte von Schabbat übertreten würde, sodass
man das Essen am Schabbatvorabend auf der Flamme lassen kann. Wenn das Essen
gekocht und fertig zum Auftischen ist, dient die Flamme nur als Wärmehalter.
Folglich darf man das fertige Essen am Schabbatvorabend auf der Flamme lassen,
es gibt keine Befürchtung, jemand würde die Flamme aufdrehen.
Lösung:
Ungekochtes
Essen - Man kann unfertiges Essen auf der Flamme lassen, sodass es am Schabbat gekocht
wird, wenn man verhindert, dass jemand am Schabbat die Flamme aufdreht. Heutzutage
gibt es 2 Möglichkeiten. Das sog. Blech womit man die Kochplatte bedeckt dient
als Erinnerung, dass es Schabbat sei und verboten die Flamme aufzudrehen. Oder
man benutzt eine Schabbatplatte. Diese Platte wärmt mit konstanter Flamme, die
von einem Blech bedeckt ist, man kann nichts einstellen oder verstellen. Dank
diesen 2 Möglichkeiten kann man am Schabbatvorabend unfertiges Essen auf dem
Herd oder Platte lassen, damit es am Schabbat gekocht wird.
Gekochtes Essen
- Man kann das bereits fertige Essen am Schabbat auch aufwärmen. Wir machen das
so, dass wir die Schabbatplatte an eine Zeitschaltuhr anschließen. Wenn wir aus
der Synagoge nach Hause kommen geht die Platte an und wir nehmen das Essen aus
dem Kühlschrank und stellen es auf die Platte.
Wasser- Bei
Wasser ist das nicht so. Wenn gekochtes Wasser abkühlt zählt es so, als ob es
in den ungekochten Zustand wieder zurückkehrt. Würde man also kaltes Wasser,
oder eine Suppe, auf die Platte stellen, würde man die Gesetzte von Schabbat übertreten.
Deshalb ist ein Schabbatkocher ein nützliches Gerät. Es lässt das Wasser über
Schabbat nicht abkühlen, sondern hält es immer warm.
Geschichte
Wie war es
früher? Wie haben Juden am Schabbat ihr Essen warmgehalten?
Zur Zeit der
Mischna kochte man mithilfe von Kohle. Um das unfertige Essen am Schabbat auf
dem Herd zu lassen musste man die Kohle auskehren (גרף) oder die Kohle mit Asche bedecken (קטומה). Das Auskehren würde verhindern, dass man die Kohle anschürt,
das Bedecken mit der Asche wäre ein Zeichen zur Erinnerung, dass man die Kohle
nicht anschüren darf oder um sie abzukühlen.
Quelle
In der Mischna
Schabbat 3,3 werden 2 seltsame Geräte beschrieben, die man nicht zum Kochen
verwendete. Sie dienten dazu Speise und Getränke warm zu halten.
מולייר הגרוף שותין ממנו בשבת, אנטיכי אף על פי שהיא גרופה אין שותין ממנוEin Miliarium, hat man es ausgekehrt (die Kohle entfernt) darf man daraus am Schabbat trinken, ein Antichi, obwohl man es ausgekehrt hat, darf man daraus nicht trinken.
Was sind das für
seltsame Geräte und warum bringt es nichts beim Antichi die Kohle zu entfernen?
– Um das zu verstehen müssen wir uns die römischen Geräte zur Warmhaltung von
Wasser anschauen.
Auf
Altgriechisch heißen diese Geräte „Authepsa“ (αὐθέψης), das bedeutet wörtlich Selbstkocher.
Sie sind die Vorgänger vom russischen Samowar (самовар), das auch Selbstkocher
bedeutet. Auf Latein wurden sie „miliarium“ genannt.
Diese
Selbstkocher sind Metallgefäße aus Eisen oder Kupfer. Sie bestehen aus mehreren
Teilen, die man zusammenfügen kann. Hier ein Beispiel aus Pompeji:
Diese schöne
Authepsa hat einen melonenförmigen Körper mit schneckenähnlichen Henkel und
einen kegelförmigen Deckel. Der Heizzylinder befindet sich in der Mitte; er steht
auf einem Rost. Auf dem Rost sind Löcher für die Luftzufuhr, damit die Kohle
schön glüht. Die Löwenpfoten halten das Gerät über dem Boden, damit genügend
Sauerstoff durch die Löcher am Rost zirkuliert. Durch die Röhre an der Seite gelangt
Wasser in den Flüssigkeitsbehälter. Jetzt erwärmt die heiße Kohle das Wasser im
Flüssigkeitsbehälter. Mithilfe des Ventils auf der linken Seite kann man den
heißen Dampf und das heiße Wasser ablassen.
Unter den 15
Authepsae, die man bis heute gefunden habt, sind die meisten transportierbar.
Man kann sie in die Tasche packen und ein Picknick machen. Für die Römer war
eine Authepsa ein sehr luxuriöser Gegenstand, alle gefunden Authepsen sind sehr
kunstvoll verziert, fast alle stehen auf Löwenpfoten. Die Römer verwendeten sie
in Trinkmählern, um Calda herzustellen, eine Art Glühwein, aber auch Tee.
Das ist
eine stationäre, größere Authepsa. Der Aschenbehälter wird von vier Löwenpfoten
getragen. Auf den Löwenpfoten sitzen Sirenen. Auf dem Aschenbehälter befindet
sich ein Flüssigkeitsbehälter, auf dem eine Fratze sitzt (ein Mythenwesen?). Der
Griff des Deckels ist auch ist einem Kopf verziert. Der halbrunde Zylinder
daneben besteht aus einer Doppelwand, auf der ein Wasserhahn in Form eines
Löwenkopfes sitzt. Der doppelwandige Zylinder ist mit dem Wasserbehälter
verbunden.
Das Gerät
funktioniert so: Deckel auf, Wasser rein. Das Wasser fließt durch das Rohr B in
den Hohlraum des Zylinders C. Von hier aus kann es durch den Hahn D fließen. In
der Mitte des halbrunden Zylinders brennt die Kohle und wärmt das Wasser in der
Doppelwand. Der Aschenbehälter wird für die Lagerung von Kohle und Asche
benutzt. Solange das Wasser im Flüssigkeitsbehälter auf der gleichen Höhe steht
wie der Wasserhahn, fließt heißes Wasser. Jetzt kann man einen Tee machen. Auf
den halbrunden Zylinder kann man auch einen Topf mit platzieren, sodass er von
der Kohle gewärmt wird.
Dieses 1m hohes
Gerät funktioniert ähnlich wie die bereits erwähnten. Nur das man hier die
Kohle durch die Türpforten reinlegt. Dann hängt man von oben einen Kessel mit Speise
rein, so kann man es warmhalten.
Fragestellung:
Wenn wir uns wieder
die Mischna anschauen, sehen wir, dass man alle diese Geräte benutzten darf,
wenn man die Kohle auskehrt oder sie mit Asche bedeckt. Doch das trifft nur auf
das Miliarium מולייר zu, was
ist mit dem Antichi אנטיכי ? Warum
darf man es nicht benutzten, obwohl man die Kohle entfernt hat? Was ist das
überhaupt für ein Gerät?
Der Talmud Jeruschalmi
6a beschreibt diese Geräte so:
מולייר הגרוף שותין ממנו בשבת. הא אם אינו גרוף לא. אמר ר' שיין מפני שהגחלים נוגעות בגופו. אמר ר' חנינה בריה דר' הילל מפני שהרוח נכנסת בגופו והגחלים בוערות. אמר רבי יוסי בי רבי בון מפני שהוא עשוי פרקים פרקים הוא מתיירא שמא נתאכל דיבוקו והוא מוסיף מים
Aus einem ausgekehrten Miliarium darf man am Schabbat trinken. Wenn man ihn nicht ausgekehrt hat, dann nicht. Rabbi Schijan sagt: weil die Kohle seinen Körper berührt. Rabbi Hanina der Sohn von Rabbi Hillel sagt, weil der Wind in seinen Körper eindringt und die Kohle anfacht. Rabbi Jose ben Rabbi Abun sagt, weil es aus Teilen gemacht ist, er ist verängstigt, dass der Kleber abgeht, sodass er Wasser hinzufügt.
אנטיכי אף על פי שגרופה אין שותין ממנה. רבי חנניה רבי יוסי ר' אחא אבא בשם רבי יוחנן מפני שהיא מתחממת מכתליה. רבנן דקיסרין רב הונא בשם רב אם היתה גרופה ופתוחה מותר
Aus einem Antichi, obwohl ausgekehrt, darf man nicht trinken. Rabbi Hanania, Rabbi Josi, Rabbi Acha Abba im Namen von Rabbi Jochanan, weil es von seinen Wänden geheizt wird. Die Rabbiner von Caesarea, Rav Huna im Namen von Rav, wenn es ausgeschürt und offen ist, darf man daraus trinken.
Der Grund dafür, dass man das Miliarium benutzten
darf, wenn man die Kohle auskehrt ist also: 1. Die Kohle wird durch den Wind
angefacht 2. Man würde aus Sorge um seine Einzelteile kaltes Wasser zugießen. Doch die Begründung warum man den Antichi
nicht benutzten darf finde ich etwas seltsam, nämlich: weil es von seinen
Wänden geheizt wird. Was bedeutet das? Die Wände heizen das Gerät weiter,
obwohl keine Kohle drin ist?
Nach der Meinung von Rav darf man das Gerät
betreiben, wenn man die Deckel aufmacht, doch der Bavli 41a widerspricht dem:
היכי דמי מוליאר הגרוף? - תנא: מים מבפנים וגחלים מבחוץ. אנטיכי, רבה אמר: בי כירי. רב נחמן בר יצחק אמר: בי דודי. מאן דאמר בי דודי - כל שכן בי כירי. ומאן דאמר בי כירי, אבל בי דודי - לא. תניא כוותיה דרב נחמן: אנטיכי אף על פי שגרופה וקטומה - אין שותין הימנה, מפני שנחושתה מחממתה
Ein Miliarium, hat Wasser auf der Innenseite und Kohlen auf der Außenseite (Andere Lesart: Kohle auf der Innenseite und Wasser auf der Außenseite) … Folgendes wird übereinstimmend mit R. Nachman gelehrt: Aus einem Antichi darf man nicht trinken, selbst wenn die Kohle entfernt oder mit Asche bedeckt sind, weil ihn der Boden wärmt.
Der Bavli sagt uns
zunächst die Definition vom Miliarium: Wasser auf der Innenseite, Kohle auf der
Außenseite, oder andersherum nach einer anderen Lesart (das macht die Sache
komplizierter). Der Grund warum man aus der Antichi nicht trinken darf ist:
Weil ihn der Boden wärmt.
Es ist mir
nicht gelungen festzustellen was ein Antichi ist. Vermutlich ist es ein Gerät
aus der syrischen Stadt Antiochia. Die Beschreibung des Bavli passt auf das große
Gerät aus Pompeji,da man die Kohle nach unten legt und den Kessel
von oben reinhängt. Die Ansicht des Jeruschalmi ist mir nicht verständlich. Rambam
sagt, dass es sich von selbst heizen würde, wenn man die Kohle entferne. Zwar
passt es auf keines der erwähnten Geräte, doch bei Heron von Alexandria gibt es
einen interessanten Automaten:
Dieses Gerät
funktioniert wie alle oben erwähnten mit der Besonderheit, dass im
Wasserzylinder noch ein Zylinder sich befinden. Dieser Zylinder ist gefüllt mit
heißem Wasser, das schnell verdampft. Der Dampf geht durch das Rohr und kommt
aus dem Mund der Figur. Dabei heizt er die in der Mitte liegende Kohle mehr an.
Die Röhre an der linken Seite dient dazu Kaltes Wasser nachzugießen. Dabei
schiebt das kalte Wasser das heiße Wasser nach oben. Auf diese Weise kann man immer
heißes Wasser abzapfen. Zwar glaube ich nicht, dass dieses Gerät mit Antichi
gemeint ist, doch finde ich es trotzdem eine interessante Erfindung die Kohle
durch Dampf anzufachen.
Zuletzt muss man sich die Frage stellen warum ein
Antichi problematisch ist. Auch wenn er sich von selbst heizen würde, oder durch
seinen Boden, oder durch seien Wände, warum ist das ein Problem. Man darf doch
heißes Wasser am Vorabend des Schabbat auf einem Herd stehen lassen, sodass es
für Schabbat warm bleibt, warum darf man es bei einem Antichi nicht? Nach
Raschi liegt das Problem, dass ein fällt es unter das Gesetzt von
Wärmeisolierung durch das Einwickeln in etwas. Die Mischna in Schabbat 4
beschreibt Materialien, die zur Wärmeisolierung benutzt werden dürfen. Nach der
Meinung von Ritva ist ein Antichi verboten, weil man das Wasser vor Schabbat
nicht genügend gekocht hat und der Antichi das Wasser am Schbbat sehr stark
wärmen wird. Nach Raschba ist es verboten, weil die Menschen daran gewohnt
waren ein Antichi immer zu befüllen, sodass man vergessen es sei Schabbat und
kaltes Wasser nachgießt. Letztendlich bleibt die Frage offen.
In diesem Bild versteckt sich eine Authepsa |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen